Geschichte der Kulturfabrik

Eröffnet am 15. Mai 1992 als Kulturfabrik im Bürgerhaus, wurde schnell die alleinige Bezeichnung Kulturfabrik für den glasummantelten Backsteinbau, der ehemals den Leonischen Drahtwerken als Galvanisierung diente, angenommen. Die Kulturfabrik, das Veranstaltungshaus der Stadt Roth, entwickelte sich rasch zu einem renommierten Gastspieltheater in der Region und darüber hinaus - mit Kabarett, Konzerten, Ausstellungen, Kindertheater, Vorträgen, Lesungen sowie mit den jährlich stattfindenden Rother Bluestagen ein deutschlandweit etabliertes Festival mit großem Besucherzuspruch, das seit Jahren einen ausgezeichneten Ruf genießt. Mit Größen wie Gary Moore, Eric Burdon, John Mayall, James Brown u. v. m. gehörten etablierte Musiker*innen zum Programm, welche die Stadt Roth weit über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt gemacht haben.

Bei allem ist das Publikum immer ganz nah dabei. Die einfallsreiche, luftig-moderne Architektur des Hauses unterstreicht dessen öffentlichen Charakter, maximal 15 m ist der Gast im breitgelagerten Kulturfabriksaal von der Bühne und damit von den Künstler*innen entfernt, was ein hautnahes Kulturerlebnis möglich macht. Diese intime Atmosphäre überträgt sich stets von der Bühne auf das Publikum und umgekehrt.

Draht zur Kultur

Mit ihrer Ende der 1980er-Jahre getroffenen Entscheidung, die um 1900 erbaute Fabrik-Architektur der Leonischen Drahtwerke im Hinblick auf die mittelalterliche Stadtstruktur von Roth im Zuge der Altstadtsanierung zu erhalten und umzunutzen, hat die Stadt Roth zugunsten eines identitätsstiftenden öffentlichen Raums entschieden, der als Bürgerhaus mit kulturbildender Ausrichtung jedem offen steht.

Umgesetzt hat diese Vision das Münchner Architekturbüro Molenaar, welches eine 1908 erbaute und in den 1970er Jahren stillgelegte Galvanisierungshalle der Leonischen Drahtwerke vor zwanzig Jahren in ein modernes Kulturhaus für die Stadt Roth verwandelte. Vorrangig war dabei die Idee, eine charakteristische, für Roth historisch bedeutsame industrielle Nutzung aufrecht zu erhalten.
Bis heute kann man das Ergebnis als architektonisches Glanzstück bezeichnen: eine überaus gelungene Verschmelzung des schönen, ursprünglichen Industriebaus mit modernen, einfallsreichen, stilgerechten Gestaltungselementen, die den öffentlichen Charakter des Hauses unterstreichen. Dafür erhielten die Münchner 1993 den BDA-Preis Bayern. Das Gebäude ist mittlerweile unter dem Namen Kulturfabrik bekannt – ein Ort mit ausgesuchten Kulturprogrammen und unterhaltenden Veranstaltungen. Die luftige Glaskonstruktion, welche die alten Backstein-Außenmauern der Fabrik umfängt, wird seit ihrer Eröffnung im Mai 1992 vielen Zwecken gerecht: Kabarett- und Konzertreihen, Ausstellungen, Kindertheaterwochen und Festivalbetrieb sowie Anmietungen durch Firmen und Vereine, Betriebsversammlungen der Stadt und die Unterbringung von Chorproben.

Das Münchner Architekturbüro trug der geforderten Vielseitigkeit Rechnung, unter gleichzeitiger sensibler Einbeziehung des Ursprungsbaus. 2008 wurde die Kulturfabrik unter Federführung der Architekten Molenaar saniert und um eine Kulturbar erweitert. Das Haus erfuhr dadurch eine Wertsteigerung hinsichtlich Funktionalität, Ökobilanz und Attraktivität und erstrahlte 2009 zur 950-Jahrfeier der Stadt Roth in neuem Glanz. Mit neuen Veranstaltungsreihen wie der Soirée im Café, eine Zusammenarbeit mit der Orchesterschule Roth, dem Poetry Slam oder Lesungen wurde der Erweiterungsbau, das Kulturcafé, in das Kulturprogramm integriert.