Literarischer Abend mit Harfenbegleitung

Lesung "Kästner für Erwachsene"

Heinz-Peter Lehmann trägt eine Auswahl Kästners Gedichte für Erwachsene aus den Jahren 1919 bis 1933 vor. Musikalisch wird er begleitet von Wolfgang Kerscher an der keltischen Harfe.

Erich Kästner, 1899 geboren, war schon seit seiner Schulzeit publizistisch tätig und ist den meisten von uns als Kinderbuchautor bekannt. Sein „Emil und die Detektive“ wurde erstmals 1929 veröffentlicht und wurde für den damals gerade 30-Jährigen sofort ein Welterfolg, der in 24 Sprachen übersetzt wurde. Bekannt auch „das doppelte Lottchen“, vielfach verfilmt, wie „das fliegende Klassenzimmer“, „Pünktchen und Anton“ oder „die drei von der Tankstelle“. Kästner zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichter*innen des 20. Jahrhunderts und wurde als Kinderbuchautor weltberühmt!
Weniger bekannt sind seine Werke für Erwachsene, wie sein zeitkritischer Roman „Fabian“, gesellschaftskritische und antimilitaristische Gedichte, Glossen und Essays mit denen er sich mit der turbulenten Zeit der Weimarer Republik zwischen 1919 und 1933 auseinandergesetzt hat. Er warnte bereits Anfang der 20er Jahre vor den Gefahren des erwachenden Nationalsozialismus und eines neuen Krieges. Sein Werk stand auf der ersten Liste der als „undeutsch“ diffamierten Bücher, die von den Nazis 1933 öffentlich verbrannt wurden.
Heute, 100 Jahre später, ist dieser Teil des Werkes Kästners von erschreckender Aktualität. Wieder erwachen Nationalist*innen in allen Teilen Europas, der Pöbel auf den Straßen hetzt gegen unsere Demokratie.
Diese Entwicklung ist Anlass, die zeitkritischen, aber auch eine Auswahl anderer Gedichte Erich Kästners an einem literarischen Abend vorzustellen. Heinz-Peter Lehmann als Rezitator wird dabei von Wolfgang Kerscher an der Harfe begleitet.
Dieter Hildebrandt, unser großer Kabarettist, erhielt kurz vor seinem Tod 2013 vom Dresdner Presseclub den Erich Kästner-Preis. Er bekannte: „Erich Kästner war und ist mein Vorbild. Er ist einer der wichtigsten politischen Satiriker in Deutschland gewesen, der mit großem Engagement immer den blinden Gehorsam bekämpft hat, der bewirkt, dass die Deutschen vor jeder Autorität stramm stehen müssen.“
Kästner war von 1951 bis 1962 Präsident des westdeutschen P.E.N.-Zentrums, geriet aber in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit literarisch (abgesehen von seinen Kinderbüchern) weitgehend in Vergessenheit. Erst nach seinem Tod 1974 wurde er quasi „wieder entdeckt“. Auch Lehmann lernte Kästner zu dieser Zeit kennen und lieben und möchte auf seine Bedeutung für die Gegenwart hinweisen.
Neben den tief besorgten Warnungen Kästners präsentieren Lehmann und Kerscher  an diesem Abend aber auch einige seiner humorvollen, romantischen, satirischen und erotischen Gedichte. Ein spannender Bogen von der Weimarer Republik in die Jetztzeit. Entdecken Sie an diesem Abend das eher unbekannte Werk Erich Kästners - es lohnt sich!

Mittwoch, 21. September 2022
Beginn: 18:30 Uhr
Ort: Kulturfabrik
Hutsammlung